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„Wir müssen uns unsere Geschichten erzählen“ Die Ukraine, Deutschland und die Rolle der Übersetzer

Die Weltlesebühne zu Gast im Literaturhaus Oberpfalz. Lesung und Gespräch mit Claudia Dathe und Jurko Prochasko Moderation: Olga Radetzkaja

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Die Ereignisse dieses Jahres haben die Ukraine hierzulande mehr denn je ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Zutage kam dabei nicht zuletzt, wie wenig man in Deutschland über das Land im Osten weiß: Stereotypen und Projektionen aller Art durchzogen die Debatte, einem Großteil der Öffentlichkeit fiel es schwer, sich eine Meinung zu bilden, die nicht in den alten Denkmustern des Ost-West-Konflikts verfangen blieb. Die Ukraine sei niemals „als souveräner Staat gedacht“ gewesen, erklärte der Feuilletonchef der ZEIT im März; sie sei lediglich „ein Kind der sowjetischen Nationalitätenpolitik“, befand der Stalinismus-Historiker Jörg Baberowski. Einseitige Urteile wie diese gedeihen besonders gut, wo direkte Informationen rar sind: Herablassung und Unwissenheit gehen häufig Hand in Hand.
Gegen Pauschalurteile hilft nichts so gut wie extensives Lesen. Ukrainische Autoren, Intellektuelle und Journalisten reagierten zu Jahresbeginn mit einer Vielzahl von Texten auf die Ereignisse auf dem Kiewer Majdan – und dass viele dieser Texte in kürzester Zeit auch die deutsche Leserschaft erreichten, war einmal mehr zu einem großen Teil dem Engangement der Kommunikationsspezialisten par excellence zu verdanken: den Übersetzern.
Zwei dieser Experten spielen im Dialog zwischen ukrainischer und deutscher Kultur und Öffentlichkeit seit Jahren eine besonders wichtige Rolle:
Claudia Dathe, Übersetzungswissenschaftlerin und Übersetzerin aus dem Russischen und Ukrainischen (unter anderem von Serhij Zhadan und Tanja Maljartschuk), koordiniert den Schwerpunkt für Literarisches Übersetzen „TransStar Europa“ an der Universität Tübingen.
Jurko Prochasko, Germanist und Essayist,Übersetzer aus dem Polnischen, Jiddischen und Deutschen (unter anderem von Robert Musil und Franz Kafka), publiziert regelmäßig zur Kulturgeschichte Mitteleuropas und Galiziens.
Im Gespräch mit Olga Radetzkaja (Übersetzin aus dem Russischen und Mitarbeiterin der Zeitschrift Osteuropa) beleuchten Dathe und Prochasko die spezifischen Fallstricke im deutsch-ukrainischen Verhältnis und die Schwierigkeiten und Chancen der gegenseitigen Wahrnehmung. Neben den aktuellen Anlässen von Krise und Krieg sollen dabei auch größere Traditionslinien zur Sprache kommen.
Gelesen wird aus den im Frühjahr erschienenen Bänden „Majdan! Ukraine, Europa“ (herausgegeben von Claudia Dathe und Andras Rostek) und „Euromajdan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht“, herausgegeben von Juri Andruchowytsch.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der „Weltlesebühne“, einem Zusammenschluss von Literaturübersetzern, statt und wird aus Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.