Die Dauerausstellung des Literaturarchivs eröffnet einen Blick auf die deutschsprachige Literatur nach 1945. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem der Literaturbetrieb der 50er bis 80er Jahre. Wie Literatur eng mit der Zeitgeschichte verzahnt ist und wie beide sich beeinflussen, wird z.B. an der Debatte über die Erneuerung der Literatur nach dem Krieg oder die Einflüsse internationaler Strömungen auf die deutsche Literatur deutlich.
In acht Ausstellungsräumen auf zwei Etagen geben handgeschriebene oder auf Schreibmaschine verfasste Briefe, Druckfahnen, Fotos, Mitschnitte von Fernsehsendungen, Erstausgaben und viele andere Exponate Auskunft über Autoren, über die Entstehung und Veröffentlichung von Texten sowie über Schriftstellertreffen und Literaturdebatten, die eine besondere Bedeutung für die literarische Entwicklung nach 1945 hatten.
Als Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Akzente nahm Walter Höllerer ab 1954 an den Treffen der Gruppe 47 teil und lud viele Autorinnen und Autoren dazu ein, gelesene und andere Texte in den Akzenten zu veröffentlichen. Dazu gehören neben Günter Grass und Ingeborg Bachmann bekannte Namen Martin Walser, Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger und Ilse Aichinger.
Als prominentes Beispiel für den Werdegang eines Buches von der getippten Version bis zur Verleihung des Literatur-Nobelpreises ist hier Die Blechtrommel von Günter Grass zu sehen. Die Erstfassung des Romans liegt als Typoskript im Archiv vor. Entgegen Grass' Behauptung, alle Vorarbeiten zur Blechtrommel vernichtet zu haben, fand der englische Germanist John Reddick 1970 ein Typoskript des Buches in einem Koffer, den Günter Grass in seiner ehemaligen Wohnung in Paris offenbar vergessen hatte. Heute ist das von Grass signierte und auf 1956 datierte Maschinenmanuskript in der Ausstellung des Literaturarchivs Sulzbach-Rosenberg zu sehen.
Die Zeitschrift Akzente streckte von Anfang an ihre Fühler nach aktueller Literatur aus anderen Ländern aus. Sehr früh gab es Verbindungen zu französischen Zeitschriften und den Autorinnen und Autoren des nouveau roman. Die Szene der Beat-Poeten um Gregory Corso und Allen Ginsberg wurde nicht nur in den Akzenten, sondern erstmalig und umfassend in Walter Höllerers Anthologie Junge amerikanische Lyrik vorgestellt. Hans Bender, Mitherausgeber der Akzente, knüpfte Kontakte zur italienischen Literaturszene. 1967 rückte durch den Prager Frühling die Literatur der Tschechoslowakei in den Blick.
Weitere Informationen zur Dauerausstellung finden Sie in: Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg (Hrsg.): Literatur der Gegenwart im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg. Sulzbach-Rosenberg 1996. (Diese Publikation können Sie hier bestellen.)