Maren Horn beschäftigt sich als Mitarbeiterin am Literaturarchiv der Akademie der Künste, Berlin, seit geraumer Zeit mit dem „Biographien und Tagebuch-Archiv“ aus dem Nachlass von Walter Kempowski. Seit Anfang der 1980er Jahre sammelte Kempowski Tagebücher, Briefe und Fotografien aus privaten Nachlässen, um „Leben und Leiden der sogenannten Normalmenschen“ im 19. und 20. Jahrhundert zu dokumentieren. Eines dieser Schicksale ist das des Hermann Schützinger, der 1908 ins 11. Bayerische Infanterieregiment zu Regensburg eintrat und als Berufsoffizier am Ersten Weltkrieg teilnahm. Unter der Sigle „6865“ sind seine Lebenszeugnisse im Kempowski-Archiv verwahrt, darunter eine große Zahl an Feldpostbriefen, deren häufigster Adressat sein Vater war: zwischen 1914 und 1918 erhielt der Vater 162 Briefe seines Sohnes aus dem Feld. Maren Horn wertet dies Zeugnisse von verschiedenen Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs aus und zeigt, wie der Tod in einem vorher nicht vorstellbaren Ausmaß zum Alltagsbegleiter wurde und nie gekannte Formen des Umgangs mit Tod und Trauer hervorbrachte. Der im Programm zunächst vorgesehene Vortrag „Feldpost. Lebenszeichen und Liebesgaben“ von Thomas Jander entfällt.