Was bedeutet es, als Verleger eine dezidiert ästhetische, ethische, auch politische Haltung zu entwickeln und in ein Verlagsprofil umzusetzen? Und wie bringt man den Anspruch der Unabhängigkeit in Einklang mit überlebensnotwendigen ökonomischen Interessen? Ausgehend von diesen Fragen beleuchtet das Podiumsgespräch mit Jörg Sundermeier, Verleger des Verbrecher Verlags (Berlin), und Hanna Mittelstädt, Verlegerin der Edition Nautilus –Verlag Lutz Schulenburg (Hamburg), die Entwicklung unabhängiger Verlage seit den 1960er Jahren und ihre gegenwärtige Situation.
Jörg Sundermeier gründete den Verbrecher Verlag 1995 zusammen mit Werner Labisch. Zunächst suchten die beiden eine Möglichkeit, um an unveröffentlichte Manuskripte für private Lesezwecke zu kommen und gerieten so auch in Kontakt mit Dietmar Dath. Als erster Verlagstitel erschien dann im August 1995 dessen Roman „Cordula killt dich! Oder: Wir sind doch nicht die Nemesis von jedem Pfeifenheini“. Inzwischen findet man im Verlagsprogramm Namen wie Giwi Margwelaschwili und Chaim Noll, Milo Rau, David Wagner und Lisa Kränzler. Dazu kommen aufwändige Editionen wie die Tagebücher von Erich Mühsam und eine Werkausgabe Gisela Elsners. Sachbücher zu sozialpolitischen Themen gehören ebenso zum Programm.
Zusammen mit Lutz Schulenburg, der 2013 verstarb, und Pierre Gallissaire gründete Hanna Mittelstädt 1972 den MAD-Verlag (benannt nach der gleichnamigen anarchistischen Theoriezeitschrift), der seit 1974 Edition Nautilus – Verlag Lutz Schulenburg heißt. Romane, Krimis und politische Sachbücher prägen das Programm.
Im Anschluss an das Podiumsgespräch wird die Ausstellung ‚Unabhängig bleiben! Zur Geschichte des Verlags Klaus Wagenbach eröffnet.
Moderation: Michael Peter Hehl (Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg)