Walter Höllerer empfahl unter dem Motto „Provinz ist eine Möglichkeit“ in den 1970er Jahren den Blickwechsel von den Metropolen in die Provinz, er plädierte für einen modernen Heimatbegriff ohne Heimattümelei und rief dazu auf, die Impulse zu entdecken, die von der Provinz ausgehen können. Wir haben zum Programmschwerpunkt anlässlich von Höllerers 100. Geburtstag zwei Abende konzipiert, die sich mit der Provinz und ihren Möglichkeiten auseinandersetzen.
Als erste wir Judith Hermann ihren Roman "Daheim" vorstellen. In dem Dorf an der Küste, in das sich die Ich-Erzählerin zurückzieht, prallen verschiedene Lebensentwürfe aufeinander: Mimi, die Künstlerin, ebenfalls allein in einem Haus lebend, deren Bruder, ein Schweinezüchter, der Bruder der Ich-Erzählerin, ein Kneipenwirt, der sein Herz an eine junge Frau hängt, die als Kind misshandelt wurde. Eine Gemeinschaft von Individualisten, die alle ihre eigenen Geschichten mitbringen. Hintergründig scheinen aktuelle Themen wie Massentierhaltung und Gewalt in der Familie auf.
Bereits Judith Hermanns Debütband „Sommerhaus, später“ (1998) war ein großer Publikumserfolg.
Als weitere Erzählbände erschienen 2003 „Nichts als Gespenster“ und 2009 „Alice“, bevor die Autorin 2014 ihren ersten Roman „Aller Liebe Anfang“ veröffentlichte. Für ihr Werk wurde sie vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Mit dem Roman „Daheim“ (2021) gelang ihr erneut der Sprung auf die Spiegel Bestsellerliste.
Moderation: Thomas Geiger, Literarisches Colloquium Berlin
Ort: Historische Druckerei Seidel, Eintritt 10€, ermäßigt 7 €
Karten unter Telefon 09661/ 81 59 59-0 oder E-Mail: info@literaturarchiv.de