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Gewalt und Gedächtnis. Deutsch-tschechische Autorentreffen 2012 und 2014

Lidice

Anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers von Lidice trafen sich im Juli 2012 in der heute dort befindlichen Gedenkstätte deutsche und tschechische Autoren, Historiker und Zeitzeugen, um sich über das Thema „Gewalt und Gedächtnis“ auszutauschen.
Im Juni 1942 wurde als Vergeltungsmaßnahme auf das Attentat auf SS-Obergruppenführer und Reichsprotektor in Böhmen und Mähren Reinhard Heydrich, das Dorf Lidice nordwestlich von Prag dem Erdboden gleich gemacht, nachdem alle Männer des Dorfes erschossen wurden.
Um dieses barbarische Ereignis nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurden an dieser Stelle nie wieder Gebäude errichtet - eine paradoxe Situation: eine Leerstelle in der Landschaft als Mahnmal und Gedenkstätte.
Dort trafen sich im Juli 2012 Norbert Niemann, Bernhard Setzwein, Thomas Muggenthaler aus Bayern, aus Hessen kam Pete Smith in die Runde, die tschechischen Teilnehmer waren Radek Fridrich, Ludĕk Navara, Marek Šindelka und Kateřina Tučková, um das weitläufige Gedächtnisgelände zu erkunden und aus der Perspektive der Zeitzeugin Marie Šupiková über das grausame Ereignis und seine Folgen für diesen Ort und seine Bewohner zu erfahren. Die Gespräche drehten sich um die Frage, wie Schriftsteller dieses Thema aufgreifen können, darum welche Strategien Literatur bereithält, die Sprachlosigkeit angesichts des Grauens zu überwinden.
Nach der Begegnung mit diesem Ort und seiner Geschichte waren die Teilnehmer gebeten, darüber zu schreiben und die Ergebnisse sind zweisprachig auf dem Literaturportal Bayern nachzulesen. Sie finden dort auch jeweils Kurzbiographien zu den Autoren.

Flossenbürg

Im Sommer 2014 luden das Prager Literaturhaus und das Literaturhaus Oberpfalz auf die bayerische Seite nach Sulzbach-Rosenberg und in die Oberpfalz ein. Das Austauschprogramm sah neben einer gemeinsamen Lesung und dem Besuch der Sulzbacher Synagoge eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und eine Grenzwanderung im Oberpfälzer Wald vor – vom Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee ging es über das Grenzdorf Friedrichshäng auf der bayerischen Seite zu den Überresten der ehemaligen Gemeinde Plöß / Pleš, von der Mauerreste, aber auch der Friedhof noch erhalten sind. Wie auch andere Dörfer hinter dem Eisernen Vorhang, war Plöß nach dem Zweiten Weltkrieg nach der Vertreibung deutscher Einheimischer zerstört worden
Durch die Besuche dieser beiden für die gemeinsame Historie wichtige Orte in der Oberpfalz knüpfte das Treffen thematisch an den Austausch 2012 an: das Thema „Gewalt und Gedächtnis“ an und bot wiederum die Klammer für Kurz-Essays, die nach dem Treffen entstanden sind. Teilnehmer waren Sandra Hofmann, Petra Morsbach, Christian Schloyer und auf tschechischer Seite Radek Fridrich, Jakuba Katalpa und Marek Šindelka. Die Texte sind ebenfalls im Literaturportal Bayern nachzulesen.
Die Treffen wurde unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds.